Im Test: Panasonic Lumix G110 | fotomagazin.de

2021-12-02 02:08:05 By : Ms. Anny Lin

Mit der Lumix G110 MFT-Kamera spricht Panasonic eine jüngere, video- und Social-Media-affine Zielgruppe an. Aufgrund seiner geringen Größe ist es auch für die Reise- oder Straßenfotografie geeignet. Im Test haben wir sie mit anderen G-System-Kameras verglichen.

Panasonic Lumix G110. Preis: ca. 750 Euro.

Die Lumix G110 ist nicht die einzige sehr kompakte Kamera im G-System. Interessant für Vlogger könnte auch das Einstiegsmodell GX880 sein, bei dem sich der Monitor zur Selbstfotografie um 90 Grad nach oben klappen lässt. Allerdings fehlt ein Anschluss für ein externes Mikrofon und Fotografen werden wohl den Sucher vermissen. Die GX9, die ebenfalls sehr kompakt ist und ein flaches Design hat, hat eines davon. Für Vlogger disqualifiziert sie sich erneut wegen des Monitors, der sich nicht in die Selfie-Position klappen lässt; Außerdem fehlt hier auch der Mikrofonanschluss. Die in der gehobenen Mittelklasse angesiedelte Lumix G91 bringt alle wichtigen Funktionen für Vlogger mit, ist aber relativ groß.

Diese Lücke schließt nun die Lumix G110 – auf den ersten Blick eine geschrumpfte G91. Besonders kompakt ist das Kit mit dem 3,5-5,6 / 12-32 mm OIS. Aufgrund der geringen Abmessungen der Kamera sind die Bedienelemente etwas kleiner und fummeliger als bei der G91. Der Fokuswahlschalter auf der Rückseite, das Antriebsrad auf der Oberseite, das dritte Einstellrad und die dedizierten Tasten für ISO und Weißabgleich entfallen. Trotzdem ist das G110 insgesamt einfach zu bedienen. Dazu trägt auch der konsequent umgesetzte Touchscreen bei, über den sich einige Funktionen steuern lassen. Dies gilt insbesondere für den Selfie-Modus, in den die Kamera automatisch umschaltet, wenn der Monitor entsprechend heruntergeklappt wird. Auch hier stehen Gadgets zur Verfügung, wie zum Beispiel der „schöne Haut“-Filter, der „schlanker“ oder die digital berechnete Hintergrundunschärfe, die an ein echtes Bokeh nicht herankommt. Der Monitor gefällt mit seiner hohen Auflösung und Helligkeit. Gleiches gilt für den sehr guten Sucher mit Dioptrienausgleich, dessen Auflösung sogar den der G91 übertrifft (3,8 Millionen Pixel, Vergrößerung 0,73x entsprechend Kleinbild). Über einen Augensensor schaltet die Kamera automatisch zwischen Sucher und Monitor um. Erwähnenswert ist der DMW-SHGR1 Stativgriff, der gegen einen Aufpreis von 50 Euro mitgeliefert wird und per USB mit der Kamera verbunden wird. Es kommt mit einem Auslöser für Foto und Video und einer Sleep-Taste, mit der die Kamera in den Energiesparmodus geschaltet werden kann. Es dient auch als Tischstativ.

Der Stativgriff mit Auslöser ist für 50 Euro Aufpreis erhältlich.

Wie es sich für eine Vlogger-Kamera gehört, ist die G110 für Video und Audio bestens gerüstet. Es zeichnet 4K bei 30p, rund 100 Mbit/s und sehr guter Qualität auf. Kleine Schwachstellen: Die Clips sind maximal zehn Minuten lang und die Kamera beschneidet das Sichtfeld um den Faktor 1,25. 4K ohne Crop gibt es im Panasonic G-System erst ab dem G9. Schaltet man zusätzlich zum Objektivstabilisator (OIS) einen elektronischen Videostabilisator (EIS) zu, verlängert sich der Crop sogar auf das 1,75-fache. Bei einem Kit-Objektiv, um sich selbst mit ausgestrecktem Arm zu fotografieren, ist dies etwas zu wenig Weitwinkel – man muss eventuell auf ein Super-Weitwinkel-Objektiv umsteigen. Bei Full-HD entfällt der Crop oder wird erst bei Verwendung des EIS wirksam. Die Clips dürfen auch länger sein: Bei 60p sind maximal 20 Minuten bei 30p und 30 Minuten am Stück möglich. Im Gegensatz zum GX9 oder G91 besitzt das G110 kein IBIS (In Body Image Stabilizer) mit Sensorverschiebung.

Ungewöhnlich für diese Preisklasse ist das flache Vlog-L-Profil, das das ideale Ausgangsmaterial für die spätere Farbkorrektur bietet. Diese Funktion war bisher nur ab dem G91 verfügbar. Zeitlupe und Zeitraffer sind direkt über das Modusrad erreichbar: Aufnahmen mit bis zu 120p (4x Zeitlupe mit 30p Wiedergabe) oder 3p (8x Beschleunigung) sind möglich. Mit Zeitraffer-Fotos lassen sich übrigens 4K-Zeitraffer-Videos in der Kamera erstellen. Zwei weitere Funktionen sind neu im G-System: Ein roter Rahmen auf dem Monitor zeigt die aktuelle Videoaufzeichnung an und für die Nutzung auf Social Media Plattformen können verschiedene Schnittbilder angezeigt werden, zum Beispiel quadratisch oder 5:4. Vertikale Videos werden so markiert, dass sie werden auf dem Smartphone automatisch korrekt angezeigt. Eine echte Innovation ist das Mikrofon, das die Ozo-Technologie von Nokia verwendet. Es kommen drei Mikrofonkapseln zum Einsatz, die nach vorne, hinten oder zu allen Seiten (Surround) ausgerichtet werden können. Ebenfalls neu ist das Tracking, bei dem die Kamera den Blickwinkel des Mikroskops anhand der Gesichtserkennung anpasst; so ändert das Mikrofon die Richtung, wenn eine Person von links nach rechts wandert. Im Test hat uns die Audioqualität überzeugt - für Selbstaufnahmen aus kurzer Distanz reicht sie vollkommen aus. Für Interviews in größerer Entfernung kann natürlich auch ein externes (Funk-)Mikrofon angeschlossen werden.

Aber auch in Sachen Fotografie hat die G110 einiges zu bieten. Typisch für Panasonic sind die 4K-Fotofunktionen, bei denen einzelne Bilder mit rund 8 Megapixel nachträglich aus einem kurzen Clip mit 30 Bildern/s gespeichert werden können. Besonders interessant sind zwei Modi: Bei „Post-Focus“ fährt der Autofokus einmal über das Motiv, sodass man nachträglich eine Fokusstufe wählen kann. Auch Focus-Stacking ist möglich. Die verschiedenen Fokusstufen in der Kamera werden berechnet, um ein Bild mit maximaler Schärfentiefe zu erzeugen. Der zweite 4K-Foto-Spezialmodus heißt „Sequenzkomposition“. Dabei wird ein sich vor einem statischen Hintergrund bewegendes Motiv mehrfach in das fertige Bild montiert – so können beispielsweise Bewegungsabläufe aufgezeichnet werden. Panasonic hat die Hälfte des mechanischen Verschlusses von der GX880 übernommen. Der erste Vorhang erfolgt elektronisch und erst der zweite mechanisch. Nachteil: Die kürzeste mechanische Verschlusszeit beträgt 1/500 s und die kürzeste Blitzsynchronzeit 1/50 s. Für kürzere Belichtungszeiten von bis zu 1 / 16.000 s gibt es den rein elektronischen Verschluss, der natürlich auch geräuschlos arbeitet. Es hat die üblichen Nachteile; Vor allem ist es nicht mit dem Blitz kombinierbar und flimmerndes Kunstlicht kann zu Streifenbildung ("Banding") führen. Weitere Funktionen der Lumix G110 sind der integrierte Raw-Konverter, Videoschnitt in der Kamera, Stop-Motion-Animationen, verschiedene Belichtungsreihen (Fokus, Belichtung, Weißabgleich), Mehrfachbelichtungen, HDR, Augenerkennung und Live-Composite für Langzeitbelichtungen. Was leider fehlt, ist die automatische Sensorreinigung. Das G110 kommuniziert mit dem Smartgerät über Bluetooth und Wi-Fi. Dazu muss auf dem Smartphone oder Tablet die App „Lumix Sync“ installiert sein. Sind die Geräte einmal per Bluetooth gekoppelt, erfolgt die Bildübertragung und Fernbedienung unkompliziert mit Live-View über WLAN. Wenn Sie die Vorschau nicht auf dem Smartgerät haben, können Sie diese auch über Bluetooth auslösen. Der Akku liefert Strom für 250 bis 270 Fotos – im Eco-Modus sind bis zu 900 möglich. Bei Video dauert es 80 bis 90 Minuten bei kontinuierlicher Aufnahme. Panasonic legt keine Ladeschale bei. Der Akku kann natürlich über USB geladen werden, eine kontinuierliche Stromversorgung über USB ist jedoch nicht möglich.

Raws können bereits in der Kamera bearbeitet werden. Rechts haben wir eine Schatten- und Lichterkorrektur vorgenommen, um den Dynamikumfang zu verbessern. Kamera: Panasonic Lumix G110, Objektiv: Lumix G Vario 4/7-14 mm, Einstellungen: 7 mm, f/5, ISO 200.

Die Auslöseverzögerung bei Single-AF und Kit-Objektiv ist wie bei MFT-Kameras üblich sehr kurz (ca. 0,16s). Serien schießt die Lumix bei Verwendung des elektronischen Verschlusses mit gut 10 Bildern/s. Mit AF-Tracking sank die Frequenz im Test auf 6,2 fps, mit mechanischem Verschluss auf 5,8 fps. Extrem lange Serien sind bei JPEGs möglich, bei Raws haben wir 30 in Folge bei 10,3 Bildern/s gemessen. Mit dem Referenzobjektiv bis ISO 400 erreicht die G110 extrem hohe Auflösungen mit Wirkungsgraden über 100 %. Dies ist nur durch eine sehr aggressive Aufbereitung feiner Details möglich, wodurch künstliche Strukturen (Artefakte) entstehen, die wiederum zu einer Abwertung des Artefaktgrades führen. Ab ISO 800 sinkt die Effizienz dann kontinuierlich ab, sinkt aber erst bei ISO 6400 unter 80 %. Der Rauschfilter hat das Bildrauschen bis ISO 3200 sehr gut im Griff, erst ab ISO 6400 fängt es an zu stören, und ab ISO 12.800 wird es ausgeprägter. Das Ergebnis wird in der visuellen Beurteilung bestätigt. Bis ISO 1600 kann man relativ sicher fotografieren, danach lässt die Bildqualität merklich nach. Die Auflösung des Kit-Objektivs, das keine Effizienz von ca. 75 % ist etwas enttäuschend, im Weitwinkel sind es sogar maximal 70,3 %.

FAZIT Die Lumix G110 bietet viel fürs Geld. Wer eine kompakte Vlogging-Kamera mit Wechselobjektiven sucht, ist damit sehr gut beraten. Angesichts des Preises muss der Nutzer allerdings mit kleinen Schwächen wie dem 4K-Crop leben.

Hier können Sie die Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test (Panasonic Lumix GX880, Panasonic Lumix GX9, Panasonic Lumix G91, Panasonic Lumix G110) herunterladen.

Dieser Test wurde in unserem fotoMAGAZIN 9/2020 veröffentlicht. Hier können Sie einzelne Ausgaben bestellen.

Andreas Jordan ist Journalist und Mediengestalter und arbeitete als Redakteur und Autor mit den Schwerpunkten Multimedia, Imaging und Fotografie für verschiedene Fach- und Special-Interest-Magazine (u.a. Screen Multimedia, Computerfoto, MACup) und Tageszeitungen (Hamburger Abendblatt, Berliner .). Kurier) seit 1994. Seit 2003 ist er Redakteur beim fotoMAGAZIN und leitet dort seit 2007 die Abteilung Test & Technik.